Vor 30 Jahren, genau am 26. Oktober 1990 hat Altbürgermeister Ludwig Weber mit dem Leiter des Rayons Baryschiwka Mykola Kowalenko die Partnerschaftenurkunde unterschrieben. Damals war noch nicht klar, wie die Partnerschaft gelebt wird, die Motivation aufeinander zuzugehen war auf beiden Seiten vorhanden. Später wurde die zweite Stadt im Rayon, Beresan kreisfrei, die Partnerschaft ist für die Stadt mit Gemeinderatsbeschluß erweitert worden.

30 Jahre später zeichnet sich die Partnerschaft durch Stabilität aus, egal der politischen Verhältnissen auf beiden Seiten und ist geprägt durch persönliche Begegnungen und Beziehungen, durch Offenheit, durch Ehrlichkeit, durch Vertrauen und eine gemeinsame Zusammenarbeit für eine gemeinsame Zukunft.

Eigentlich wollten wir mit unseren Freunden das Jubiläum feiern, so sollten am 14. Mai eine 50 köpfige Gruppe aus Pullach nach Baryschiwka und Beresan reisen. Der Maibaum, der vor zehn Jahren durch Edi Palik zum 20 jährigen Jubiläum aufgestellt wurde, ist alt und morsch geworden. Der Pullacher Burschenverein hat eine genaue Anweisung für die Vorbereitung des neuen Baums geschrieben und wollte im April selbst letzte Hand anlegen für die Fertigstellung. Leider ist Corona dazwischengekommen. So entstand die Idee eines Films. Seit Sommer waren Wolfram Weber und Thomas Gebauer aktiv und filmten und stellten die Beiträge zusammen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten für die viele Energie und Arbeit, die sie eingesetzt haben. Zu sehen ist der Film hier.

Das Jubiläumsgeschenk, ein Tanklöschfahrzeug, das die Gemeinde Pullach von der Gemeinde Oberschleißheim gekauft hat, konnte erst vor kurzem per Tieflader durch eine Spedition aus der Ukraine nach Baryschiwka gebracht werden. Der Plan in der Ukraine ist eine freiwillige Feuerwehr in den entlegenen Gebieten aufzubauen um im Bedarfsfall schnell eingreifen zu können. So haben die ukrainischen Kameraden um Unterstützung gebeten, in einem Sonderprojekt auf die Erfahrungen der Pullacher Kollegen aufbauen zu können. Die ersten Vorgespräche mit den übergeordneten Verantwortlichen aus Kiew haben wir per Videokonferenz geführt.

Die jährlichen Projekte, wie die Kindereinladung war schon vorbereitet und nicht mehr möglich. Auch die Reise der Pullacher Jugendlichen zu unseren Freunden wurde abgesagt. Was möglich war, zwei voll beladene Freundschaftstransporte fanden ihren Weg in die Ukraine mit Krankenhausbetten, mit 400 kg Operationsbestecke, gespendet vom Isar Amper Klinikum Dachau und dem Krankenhaus Agatharied, Einrichtungen für Schulen und Kindergärten samt technische Ausstattung. Beim zweiten Transport wurde die gespendete Einrichtung einer Zahnarztpraxis aus Passau  mit drei Behandlungseinheiten, Pflegebetten gespendet vom Krankenhaus Martha Maria, mit neuen Matratzen gekauft vom Partnerschaftenverein, Fahrräder, neben vielen anderen Hilfsgütern in die Ukraine gebracht. In Planung ist ein Projekt, das sich mit der Ausbildung und Einführung einer freiwilligen Feuerwehr für die entlegenen Regionen auf dem Land befasst. Auch haben unsere Partner um Unterstützung im Rahmen der Klinikpartnerschaften mit Covid 19 Themen gebeten. Die Pandemie macht direkte Treffen unmöglich, so ist die Durchführung der Projekte momentan schwierig.

Vor kurzem haben wir den Zuschlag für ein Projekt bekommen von Nakopa, einer Servicestelle der „Einen Welt“, die kommunale Partnerschaftsprojekte bezuschusst. 2018 haben wir gemeinsam eine Geothermieanlage für die Warmwasserversorgung des Pflegeheims geplant und durchgeführt. Das neue Projekt soll die Pumpen für die Wasserversorgung von Baryschiwka unabhängig von der Stromversorgung mit eine Solaranlage machen, die Pumpen auf effizientere umgestellt werden und die Rohre erneuert werden, um Trinkwasser nicht zu verlieren. Dr. Michael Heisel führt als Experte gemeinsam mit unseren ukrainischen Partnern durch.

Die Pandemie Lage in unserem Partnerrayon ist mit vielen infizierten Personen schwierig. So waren in Baryschiwka mehrere Schulen geschlossen, das Personal der Krankenhäusern infiziert. Viele Personen sind betroffen, wurde das Krankenhaus in Baryschiwka seit November als Schwerpunktklinik eingerichtet und belegt.

Der Rayon Baryschiwka und die Stadt Beresan befindet sich momentan im Umbruch. Wir aus Pullach können unseren Partnern die vor drei Jahrzehnten vereinbarten Zielen anbieten, die Förderung der Verständigung unter unseren Völkern, einen Beitrag zu einem gesicherten und dauerhaften Frieden zwischen unseren Völkern und den Austausch und die Unterstützung zwischen den Partnern.

Am 25. Oktober fanden in der Ukraine Kommunalwahlen statt. Der Rayon Baryschiwka und die Stadt Beresan wurden aufgrund eines Beschlusses der Zentralregierung in Kiew dem Rayon Brovery zugeschlagen. Damit ist der Posten des Leiters des Rayons nicht mehr notwendig, das heißt dass unser Freund Volodymyr Humeniuk, der so fleißig Deutsch gelernt und gesprochen hat, seinen Posten als Leiter des Rayons verloren hat. In den Städten Baryschiwka und Beresan mit den umliegenden Dörfern wurden die amtierenden Bürgermeister bestätigt, für Baryschiwka Oleksandr Varinichenko und für Beresan Volodymyr Tymchenko. Als Beisitzer sind in beiden Städten für die Partnerschaften aktive Personen gewählt worden. Die Reformen sind von Seiten des Präsidenten Selenskyj und der Regierung noch nicht zu Ende gedacht und vieles nicht geregelt, obwohl der Prozess vor fünf Jahren bereits begonnen wurde.

Das bedeutet für unsere Partnerschaft den Vertrag mit der Stadt Baryschiwka und Beresan anzupassen und neu zu formulieren.

Am Ende bleibt mir allen Beteiligten in Baryschiwka, Beresan und Pullach zu gratulieren, für das jahrelange Engagement zu danken und hoffe auf eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft mit vielen beteiligten Personen und spannenden Projekten.

Ich möchte mich bei allen engagierten Personen, Mitgliedern und Förderer ganz herzlich bedanken und hoffe auf die Unterstützung im nächsten Jahr.

Otto Horak, Barbara Kammerer-Fischer